Der Frauenchor Steinebach stellt sich vor
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seine Aufforderung: „Dann macht mal schön Euer Maul auf!“ wird in der Rückbesinnung auch heute noch gerne geschmunzelt. Der Frauenchor, im Volksmund auch gerne als „Friedhofslerchen“ bezeichnet, hat über die gesamten Jahrzehnte seines Bestehens an allen Beerdigungen mitgewirkt, die in Steinebach mit seinen Ortsteilen Schmidthahn, Langenbaum und Seeburg stattgefunden haben. Ausnahmen bilden nur die Begräb- nisse von aktiven Mitgliedern des gemischten Chores und des Män- nergesangvereines, an denen die- se Vereine ihren Verstorbenen selbst die letzte Ehre erweisen. Dem Frauenchor ist es immer ein Anliegen, bei der Trauerfeier Mitgefühl und Anteilnahme durch tröstliche Lieder zum Ausdruck zu bringen. Als 1970 die Friedhofshalle in Steinebach eingeweiht wurde, bildete der Frauenchor den musi- kalischen Rahmen bei der Feier. Aus der Erinnerung der Sängerin- nen ist zu entnehmen, dass es je nach der Tragik des Todesfalles, insbesondere bei jüngeren Men- schen, nicht immer leicht war, während der Liedvorträge die Fassung zu bewahren. Anderer- seits passierten während der Trauerzeremonie aber auch un- vorherzusehende Ereignisse, die dem Ernst der Situation zuwider- liefen. Bis in die siebziger Jahre wurden die Toten noch in ihren Häusern aufgebahrt und von dort dann zum Friedhof begleitet. Dabei ging der Frauenchor geschlossen vor dem Sarg her, gefolgt von der Dirigentin und dem Pfarrer. Zuvor brachten die Sängerinnen an der Haustür der Verstorbenen ein erstes Trauerlied zu Gehör und halfen dann noch, die Blumenkränze zum Leichenwagen nach draußen zu tragen. Kann man dabei ernst bleiben, wenn eine eher korpulente Sän- gerin, den Kranz vor dem Bauche tragend, das Gleichgewicht verliert, stolpert, hinfällt und durch den Hof „schibbelt“? Muss man nicht die Contenance verlieren, wenn sich in der Winter- zeit beim Liedvortrag am Trauer- haus eine Schneelawine vom Dach löst und dem erschreckten Chor- leiter den Hut eindellt? So gä- be es eine ganze Reihe weiterer Anekdoten zu erzählen. Bemerkenswert ist die jahrzehnte- lange dauerhafte Bereitschaft der Chorfrauen, sich ehrenamtlich in den Dienst der Allgemeinheit und damit der Dorfgemeinschaft zu stellen. So sind die ältesten Sängerinnen Erika Dönges und Liesel Hachen- berg mit 15 und 16 Jahren 1945 in den Chor eingetreten und blicken 2010 auf nunmehr 65 aktive Jahre zurück. Sie erinnern sich noch daran, wie früher alle Wege zu Fuß erledigt werden mussten, was oft beschwer-
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