Burgruine Steinebach
Geschichte und Sagenwelt
Die Geschichte des Ortes Steinebach reicht zurück bis in das
13. Jahrhundert. Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1273. Schon damals stand hier die Talburg der Ritter von Steinebach, die um 1485 noch intakt war.
Von ihr ist heute noch der Turmstumpf mit seinem hochgotischen Torbogen erhalten. Die alte Burgruine steht als Wahrzeichen heute in Steinebach
unter Denkmalschutz.
Neben der Burgruine ist in südwestlicher Richtung ein
mittelalterlicher Burghügel zu erkennen, der auch als „Motte“
bezeichnet wird (Vorläufer der Burganlage)
Eine der lieblichsten Sagen des Westerwaldes erzählt vom Ritter von Steinebach, der an einem Kreuzzug ins Morgenland teilnahm. Gegen die Sarazenen kämpfend, erhält er eine Nachricht vom Tode seiner Frau. Darauf gerät er in türkische Gefangenschaft, aus der er jedoch von einer
Sultanstochter befreit wird. Aus Dankbarkeit nimmt er sie mit auf seine Westerwälder
Burg. Voll Freude über das Wiedersehen nimmt seine totgesagte Frau ihn und seine Retterin auf. Die drei Menschen leben fortan glücklich miteinander und ohne eine Spur von
Eifersucht.
Eine ähnliche, fast identische Geschichte rankt sich auch um Ritter Ernst von Gleichen von der Burg Gleichen in Thüringen (Autobahnabfahrt A4, Wandersleben), der ebenfalls die bekannte Doppelehe führt.
Der Torbogen der Talburg wurde 1986 restauriert, nachdem die Gemeinde die Ruine und das dazugehörige Gelände erworben hatte.
Im Jahr 1987 wurden weitere Arbeiten im Burgbereich durchgeführt, um den noch vorhandenen Wassergraben wieder einzustauen. Dabei wurden zahlreiche historische Scherbenfunde gemacht.
Die Gemeinde Steinebach a.d. Wied hat 1991 ein Ortswappen eingeführt, worin das historische Wappen stilisiert enthalten ist. Das Halbständerkreuz links geht auf das einstige Adelshaus Steinebach zurück und symbolisiert zudem die vier Ortsteile Steinebach, Schmidthahn, Langenbaum und Seeburg.
Der Grabstein des Grafen von Gleichen, auf dem er mit zwei Frauen abgebildet ist, befindet sich im Dom zu Erfurt.
Geht von diesem Grabstein vielleicht der Ursprung einer Geschichte aus, die als sogenannte Wandersage ihre Verbreitung gefunden hat?
Die Wiedersehensszene ist in einem Gemälde im Wirtshaus „Freudenthal“ am Fuße der Burg Gleichen festgehalten.
Das Lohweibchen war eine geheimnisvolle Jungfrau. Zur Abendzeit stieg sie aus den Trümmern der Steinebacher Ritterburg herauf und fuhr in dreirädrigem Kutschenwagen mit unsichtbarem Gespann durch ihr Revier.
Ihre Fahrstraße war der Burggraben und ein durch Wälder führender tiefer Bachgraben, genannt der „Kutschengraben“. Wen die gespensterhafte Jungfer auf ihrer nächtlichen Fahrt antraf, der geriet in ihre Gefangenschaft und verschwand mit ihr samt dem Wagen.
Die Angst vor dem Lohweibchen war so groß und ist heute noch nicht ganz verschwunden, so dass manch ängstliche Natur mit Schaudern den Burggraben zur Abend- und Nachtzeit überschreitet.
Aus dieser Furcht ist auch der heute scherzweise gebräuchliche Mahnruf hervorgegangen: „Gib acht, dass sich das Lohweibchen nicht mitnimmt!“
Gerhard Hachenberg * Am Acker 7 * 57629 Steinebach a.d.W